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Die Internationale Arbeitsorganisation spricht von 21 Millionen Menschen in Zwangsarbeit; der Global Slavery Index 2014 – eine Studie der australischen Walk Free Foundation zu 167 Ländern – geht von 35,8 Millionen in „moderner Sklaverei“ aus – trotz der Ächtung der diversen darunter fallenden Praktiken in diversen Konventionen der Vereinten Nationen und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Verbots durch nationale Gesetze. Mit „moderner Sklaverei“ sind hier nicht generell ausbeuterische Arbeitsbedingungen gemeint, sondern Arbeits- und Lebensverhältnisse, die auf Freiheitsberaubung und Zwang basieren und die in vielen Fällen begleitet werden von physischer, nicht selten auch sexualisierter Gewalt, Eingriffen in die Privatsphäre bis hin zu einer nahezu vollkommenen Auslöschung derselben, tagtäglichen Erniedrigungen und, in den meisten Fällen, extremster Armut.

Eine neue Dimension
Ob 21 oder 35,8 Millionen – das heutige Ausmaß übersteigt zu einem einzigen Zeitpunkt in der Geschichte die Gesamtzahl aller SklavInnen, die infolge des dreieinhalb Jahrhunderte andauernden transatlantischen Sklavenhandels in Amerika ausgebeutet wurden.

Eine neue Verantwortung
Vor dem Hintergrund der extrem globalisierten Warenproduktion und –vermarktung, zwischenstaatlicher (Frei-)Handelsabkommen und Handelspraktiken der Multinationalen Konzerne und Discounter, die – ohne gesetzlich verpflichtende Regelungen der Unternehmenshaftung – den ProduzentInnen in Ländern des globalen Südens ihre Existenzgrundlagen entziehen, tragen alle nationalen und supranationalen Regierungen sowie alle AkteurInnen in Wirtschaft und Gesellschaft weltweit Verantwortung. Dies schließt uns als private wie öffentliche KonsumentInnen mit ein – viele Produkte unseres täglichen Gebrauchs werden häufig unter Bedingungen von Sklaverei oder sklavereiähnlichen Bedingungen hergestellt: unsere Kleidung (auch Sport- und Berufskleidung), Textilien, Lederwaren und Fußbälle, unsere Handys und Computer, Teppiche und Natursteine (Küchen- und Terrassenplatten, Pflaster- und Grabsteine), etliche Genussmittel (z. B. Schokolade, Tee, Kaffee und Wein), Edelmetalle und Edelsteine u. v. m. Und riesige Anbauflächen im globalen Süden, oftmals vorher im Besitz von Subsistenzbauern und –bäuerinnen, gehen tagtäglich für den Anbau von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zur Verwendung als Tierfutter und Biokraftstoffe im globalen Norden verloren. Dies führt wiederum zu Verarmung und Verschuldung vieler Menschen und ihrer Familien – ein Nährboden für Sklaverei und Menschenhandel.

Menschenhandel in der EU
In den Mitgliedstaaten der EU sind Schätzungen zufolge 880.000 Menschen von Menschenhandel betroffen, davon 610.000 Menschen zur Arbeits-, 270.000 zur sexuellen Ausbeutung (nicht berücksichtigt in diesen Zahlen sind Organhandel, Pharmasklaverei, Zwangsheiraten und Zwangsadoptionen).

Menschenhandel in bzw. nach Deutschland
Der Menschenhandel in und nach Deutschland führt auf den Straßenstrich und in die Bordelle, aber auch in die Gastronomie, die Landwirtschaft, das Baugewerbe, Privathaushalte (Hauswirtschaft und Pflege), die fleischverarbeitende Industrie und den Reinigungssektor.

Menschenhandel – ein lukratives Geschäft
Der jährliche Ertrag aus Menschenhandel sowie aus Arbeits- und sexueller Ausbeutung innerhalb der EU wird auf 25 Mrd. Euro beziffert (Europaparlament, Sitzungsbericht Sonderausschuss Organisiertes Verbrechen, 2013). Die weltweiten Profite werden auf 110 Mrd. Euro geschätzt (Internationale Arbeitsorganisation, 2014). Gewinne aus missbräuchlichem Organhandel sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.